Erfolgsversprechende Bitten

Herr Meier, bitte bereiten Sie diese Unterlagen noch bis heute Abend auf.
Ach Elene, muss ich Dich denn jedes Mal darum bitten?
Schatz, kannst Du bitte den Müll rausbringen?

Kennen Sie auch diese Art von Bitten? Haben Sie selbst vielleicht auch schon so oder in ähnlicher Form eine Bitte an jemand anderes gerichtet?

Bitten enthalten gar nicht selten eine versteckte Forderung. Wir merken es direkt, wenn wir selbst oder die andere Person ein <<Nein>> auf die Bitte nicht akzeptiert. Denn ist ein <<Nein>> ein NoGo, dann wissen wir, dass wir keine Bitte sondern eine Forderung gestellt oder gehört haben.

Nur eine „echte“ Bitte lässt dem anderen auch die Freiheit dazu Nein zu sagen.
Erfolgsversprechende Bitten

Aber auch auf „echte“ Bitten kann die Reaktion ein <<Nein>> sein.

Was aber erhöht dann die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Bitte erfüllt wird? Immerhin bitten wir vielleicht unseren Mitarbeiter/-in, Freund/-in oder Ehemann/-frau um etwas, dass uns wichtig ist, auch wenn wir ihm die Wahlfreiheit lassen wollen.

Zunächst einmal brauchen wir dazu die innere Klarheit darüber, warum wir jemanden nun genau um dieses oder jenes bitten möchten. Dazu können wir uns folgendes Fragen:

  • Wie genau fühle ich mich gerade?
  • Was brauche ich gerade? Was ist mir wichtig? Was genau erfüllt sich für mich dadurch?

Mit dieser inneren Klarheit könnte Ihre Bitte dann beispielsweise so klingen:

Vorher:     „Herr Meier, bitte bereiten Sie diese Unterlagen noch bis heute Abend auf.“
Nachher:  „Herr Meier, ich bin gerade ziemlich unter Druck, weil ich diese Unterlagen unbedingt morgen früh benötige. Können Sie mich bitte unterstützen und mir diese heute Abend noch aufbereiten?“

So drückt der Bittende aus, dass er angespannt ist und Unterstützung braucht.

Im folgenden Beispiel könnte die Bitte nach der inneren Klärung dann so klingen:

Vorher:    „Ach Elene, muss ich Dich denn jedes Mal darum bitten?“
Nachher: „Ach Elene, ich bin frustriert, da ich Verlässlichkeit brauche und mir Wünsche das Vereinbarungen eingehalten werden.“

Der Bittende ist also gerade frustriert und ihm ist Verlässlichkeit und das Einhalten von Vereinbarungen wichtig.

Probieren Sie es einmal selbst aus:

Vorher: „Schatz, kannst Du bitte den Müll rausbringen?“
Nachher: …
Merken Sie den Unterschied?

Erhöht diese Form der Bitten nicht auch Ihre Bereitschaft zum Wohle des anderen etwas beizutragen?

In der Haltung der Gewaltfreien Kommunikation gehen wir davon aus, dass alle Menschen gerne zum Wohle der Anderen etwas beitragen, so lange sie es freiwillig tun können.

Dabei ist es ungemein hilfreich, wenn die Menschen von uns auch hören, wie Sie zu unserem Wohlbefinden beitragen können. Somit vermeiden wir zugleich, dass unsere Bitte zu Irritationen führt, Fragen nach der Motivation aufwirft oder sogar als Forderung gehört wird.