Die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg ist ein Kommunikationsmodell, dass zunächst sehr einfach erscheint. Erst beim Versuch, alte Denkmuster und Handlungsweisen auch in der Praxis zu verändern, merken wir wie schwer es ist, in der Haltung der GFK zu bleiben und den vier Schritten zu folgen.
Als grundlegende Schlüsselunterscheidungen in der Gewaltfreien Kommunikation bezeichne ich diejenigen, die sich direkt auf die 4-Schritte (Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte) beziehen.
Die 4 grundlegenden Schlüsselunterscheidungen
1. Beobachtung vs. Bewertung
Bei der ersten Schlüsselunterscheidung trennen wir Beobachtungen von Bewertungen. Wir beziehen uns auf das, was unsere fünf Sinne wahrnehmen können, ohne diese zu bewerten oder in irgendeiner Weise zu interpretieren. Somit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass unser Gesprächspartner unsere Wahrnehmung teilt erheblich. Denn wenn wir eine reine Beobachtung ausdrücken, ist es nur schwer möglich darin einen Vorwurf, Kritik oder ein Urteil zu hören und unser Gegenüber ist eher bereit, unsere Wahrnehmung zu teilen.
2. Gefühle vs. Gedanken
Die zweite grundlegende Schlüsselunterscheidung ist die zwischen Gefühlen und Gedanken. In unserem Sprachgebrauch haben sich im Laufe der Zeit bedauerlicherweise Formulierungen eingeschlichen, die den Anschein erwecken, dass wir über unsere Gefühle sprechen. Tatsächlich aber stecken hinter Formulierungen wie „Ich fühle mich, als ob…“ oder „Ich fühle mich, dass Du…“ oftmals Gedanken, die nicht selten jemand anderes für unseren aktuelle Gefühlslage verantwortlich machen. Gefühle von Gedanken und Interpretationen zu unterscheiden hilft uns, Verantwortung für unsere eigenen Gefühle zu übernehmen und bei der Suche nach der Ursache für unsere Gefühle nach innen (zu unseren Bedürfnissen), anstatt nach außen zu schauen.
3. Bedürfnisse vs. Strategien
Unsere Bedürfnisse von Strategien zu unterscheiden, ist die dritte grundlegende Schlüsselunterscheidung. In der Gewaltfreien Kommunikation gehen wir davon aus, dass die Ursache unserer Gefühle erfüllte oder nicht erfüllte Bedürfnisse sind und die Bedürfnisse von allen Menschen gleichermaßen geteilt werden. Bei Strategien sieht das anders aus. Strategien, was wir also konkret tun oder sagen können, können von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Der Eine erfüllt sich sein Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung in dem er sich auf die Couch legt und schläft und der Andere in dem er laut klassische Musik hört. Wichtig aber ist die Gemeinsamkeit. Können wir durch die Differenzierung erkennen, dass das grundlegende Bedürfnis dasselbe ist, so sind wir auch in der Lage nach gemeinsamen Strategien zu suchen, die für alle Beteiligten gleichermaßen passen.
4. Bitten vs. Forderungen
Eine Bitte von einer Forderung zu unterscheiden, das ist die vierte grundlegende Schlüsselunterscheidung. Wir erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass jemand anderes zu unserem Leben beitragen will, wenn dieser sich frei dafür entscheiden darf. Die GFK geht davon aus, dass das Bedürfnis nach Autonomie (Selbstbestimmung) ein für alle Menschen besonders hohen Stellenwert hat. Forderungen werden daher vermieden, da sie anstelle von Freiwilligkeit auf Zwang, Schuld oder Scham aufbauen.
Wenn wir diese Schlüsselunterscheidungen verinnerlichen, helfen sie uns dabei, unser Denken und Handeln neu zu gestalten. Wir erhöhen damit die Chance in unserem wirklichen Anliegen gehört zu werden und andere Menschen dafür zu gewinnen, etwas zu unserem Leben beizutragen.
Wer mehr über die Schlüsselunterscheidungen in der Gewaltfreien Kommunikation wissen möchte, dem mag ich das Buch 42 Schlüsselunterscheidungen in der GFK von Katarina Hoffmann und Liv Larsson, erschienen im Junfermann Verlag, empfehlen. Auf zwei bis drei Seiten wird jeweils eine Schlüsselunterscheidung kurz, prägnant, mit lustigen Illustrationen und Beispielen aus dem echten Leben erläutert.
Hervorragend. Ich werde es mit meinen Kindern in der Schule versuchen. Da ist meines Erachtens die größte Not und Möglichkeit.
Danke!