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„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten […]“
(chinesisches Sprichwort)

Schuld und Scham sind zumeist sehr unangenehme Emotionen. Was steckt eigentlich sprachlich hinter Schuld und Scham und worin liegt der Unterschied? Was hat unsere Art zu denken damit zu tun und wie Sie der „Schuld-und-Scham-Falle“ entkommen können, erfahren Sie, in dem wir einen Blick hinter die Kulisse werfen.

Ein kleiner, aber feiner Unterschied

SchuldspruchSchuld und Scham werden heutzutage häufig synonym verwendet, obwohl sie es im Grunde genommen gar nicht sind. Sprachlich werden die beiden Worte bereits in ihrer Bedeutung unterschieden und anderes definiert:

Schuld: es ist meine Schuld; [an etwas] Schuld oder die Schuld haben; jemandem Schuld oder die Schuld geben; an etwas Schuld tragen; schuld sein

Scham: durch das Bewusstsein, (besonders in moralischer Hinsicht) versagt zu haben, durch das Gefühl, sich eine Blöße gegeben zu haben, ausgelöste quälende Empfindung

Der kleine, aber feine Unterschied besteht darin, dass Schuld auf TUN und Scham auf SEIN basiert!

Gedanken hinter Schuld und Scham

Vielleicht erinnern Sie sich noch an eine Situation in der sie sich „schuldig“ fühlten oder das Gefühl der Scham Sie eroberte? Wie war das? Erinnern Sie sich noch an Ihre Gedanken in diesem Moment?

Ich vermute, dass Sie zu sich selbst so etwas sagten wie „Das hätte ich besser wissen müssen.“ oder „Ich bin die Sache einfach falsch angegangen.“ Möglicherweise gab es innere Stimmen, die behauptet haben, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt: „Wie konnte ich nur annehmen, dass ich die richtige für diesen Job bin?“

gedanken hinter Schuld und Scham

Im Grunde genommen liegen hinter dem Gefühl von Schuld und Scham immer bewertende Gedanken über das, was wir entweder falsch gemacht haben (Schuld) oder was an uns falsch ist (Scham). Entsprechend unseres Denkens handeln wir dann…

„Achte auf Deine Gedanken […] denn sie werden zu Handlungen.“

…und entscheiden uns im Falle von Scham vielleicht für den innerlichen Rückzug. Wir verschließen uns vor anderen, weil wir uns nicht verletzlich zeigen wollen. Bei Schuld hingegen zerfleischen wir uns vielleicht gerade selbst und nehmen uns für unsere „Unfähigkeit“ in die Mangel.

Erst wenn wir viel tiefer mit uns selbst in Kontakt kommen, die hinter unseren Urteilen liegenden Bedürfnisse ergründen, entdecken wir noch weitere Gefühle wie z.B. Traurigkeit, Einsamkeit oder vielleicht auch Unsicherheit. Diese Gefühle sind dann ein Wegweiser für uns. Sie wollen uns die Richtung zeigen, uns mobilisieren, um neue Wege zu finden, unsere Bedürfnisse zu erfüllen.

Wege raus aus Schuld und Scham

Dem Wegweiser folgend, gilt es also, neue Strategien zu entwickeln, um einen anderen Umgang mit Schuld und Scham zu erlernen. Denn was hilft es, wenn wir uns selbst fertigmachen oder uns von anderen zurückziehen? Wir sind soziale Wesen und sehnen uns letztendlich alle auch nach Kontakt, Austausch und Verbindung.

In ihrem Buch „Verletzlichkeit macht stark“ schreibt Brené Brown wie scheu die Scham ist und, dass sie augenblicklich ihre Kraft verliert, sobald wir sie benennen. Wir entlarven und entmachten unsere Scham also dadurch, dass wir sie zum Ausdruck bringen.

Auch im Zusammenhang mit Schuld kann es sehr heilsam sein, darüber zu sprechen. Idealerweise finden wir jemanden, der uns mit einfühlsamen Ohren hören kann, der hinter unseren Urteilen über uns selbst hört, welche Bedürfnisse gerade unerfüllt sind und wonach wir uns sehnen.

In beiden Fällen zeigen wir uns verletzlich und gleichzeitig menschlich. Wir öffnen uns, um wieder mit uns selbst und somit auch mit anderen in Verbindung zu kommen.

Raus aus der Denkfalle!

Das nächste Mal, wenn Sie Schuld oder Scham verspüren, machen Sie den Selbsttest!

Was sagen Sie zu sich selbst? Was haben Sie falsch gemacht? Oder was stimmt mit Ihnen nicht?

Notieren Sie sich die Bedürfnisse, die hinter diesen Urteilen stehen. Wonach sehen Sie sich? Vielleicht mögen Sie sich hierbei von einer Person ihres Vertrauens unterstützen lassen?

Dann spüren Sie nach, wie es Ihnen damit geht, dass diese Bedürfnisse gerade nicht erfüllt sind. Sind Sie vielleicht traurig, frustriert oder…?

Jetzt machen Sie sich bewusst, dass es viele Möglichkeiten gibt diese Bedürfnisse zu erfüllen (ohne sich selbst zu verurteilen) und finden Sie mindestens drei Strategien, um gut für sich zu sorgen und seien Sie milde zu sich selbst!

„Der wichtigste Mensch auf der Welt bist DU.“